Gesundheit

Rauchen: Zunahme durch Kontaktbeschränkungen

Heute ist das Rauchen aus vielen Bereichen des öffentlichen Lebens verschwunden. Vor der Kamera ist es ebenso out wie am Arbeitsplatz oder auf Familienfeiern. Doch rund jeder Vierte inhaliert weiterhin Tabakrauch. Horrorbilder auf den Verpackungen, Warnungen in allen Medien, Werbeverbote und allgemeine Ächtung haben sich als Abschreckung abgenutzt.

Zum anderen führten die bisherigen Lockdownmaßnahmen mit ihren psychischen Belastungen (u. a. durch Kontakt- und Bewegungsmangel) laut Untersuchungen zu einem deutlichen Anstieg des Suchtverhaltens in der Bevölkerung. So führten die Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Paracelsus Medizinischen Privatuniversität Nürnberg und die Klinik für Abhängiges Verhalten und Suchtmedizin am Zentralinstitut für Seelische Gesundheit (ZI) Mannheim ab April 2020 eine Onlinebefragung durch. Ergebnis: Ab Beginn der Ausgangsbeschränkungen im Frühjahr 2020 konsumierten 9,0 % der befragten Raucher weniger, aber 42,7 % mehr Tabak als zuvor. 3,6 % hatten sogar neu mit dem Rauchen begonnen. Somit hat das Rauchen im Jahr 2020 durch die Corona-Maßnahmen nach Jahrzehnten des Rückgangs wieder deutlich zugenommen. Auch wenn man vom ebenso deutlich angestiegenen Alkoholkonsum absieht (37,4 % konsumierten mehr Alkohol als zuvor), ergeben sich allein hierdurch möglicherweise mehr Todesfälle als durch SARS-CoV-2: Nimmt man sehr optimistisch an, dass alle Raucher ihren Konsum zeitnah wieder auf das ursprüngliche Maß reduzieren und die Hälfte der neuen Raucher wieder damit aufhören, bleiben noch 1,8 % Neukonsumenten. Dies entspricht in Deutschland 1,5 Millionen Menschen. 60 % davon werden statistisch am Tabakkonsum sterben, dies wären 900.000 Tote.

Rauchen: Fakten und Zahlen für Deutschland

  • Rund 24 % der Bevölkerung rauchen, Tendenz seit Beginn der Kontaktbeschränkungen erstmals wieder steigend.
  • Männer (27 %) rauchen mehr und häufiger als Frauen (21 %).
  • Mit steigenden Einkommen, Bildung und Lebensjahren nimmt der Raucheranteil ab.
  • Mehr als 100.000 Menschen sterben jährlich durch das Rauchen.
  • 98 % der Herzinfarktopfer unter 40 sind Raucher.
  • 85 % der Lungenkrebspatienten sind Raucher.
  • Raucher leben im Schnitt 6–10 Jahre kürzer als andere Menschen.
  • Wer über 20 Jahre täglich 20 Zigaretten raucht, gibt dafür rund 50.000 € aus und wird zu 25 % daran sterben.
  • Weder „Light-Zigaretten“ noch „besonders reiner“ Tabak, (Wasser-)Pfeifen oder bestimmte Rauchtechniken ändern das Gesundheitsrisiko.
  • Mit der Zahl der Zigaretten steigt die Sterberate – hohes Risiko ab 5 Zigaretten täglich, sehr hohes Risiko ab 20 Zigaretten.
  • Auch E-Zigaretten verursachen Lungen- und Herz-Kreislauf-Krankheiten und erschweren zudem den Tabakausstieg.

Tipps für die Entwöhnung

  • Notieren Sie sich Ihre Gründe zu rauchen und damit aufzuhören.
  • Gute Vorsätze für die Zukunft (z. B. zum Jahreswechsel oder Geburtstag) dienen meist nur als Ausrede weiterzurauchen. Nehmen Sie sich den Ausstieg daher nicht vor, sondern hören Sie sofort auf. Vernichten Sie dazu alle Zigaretten und Zubehör.
  • Lassen Sie sich von anderen Menschen (Familie, Freunde, Arzt) unterstützen.
  • Manche Raucher können mühelos aussteigen. In den meisten Fällen liegen jedoch Hürden vor Ihnen. Stellen Sie sich für alle Fälle auf Momente quälenden Verlangens und depressiver Stimmungen ein. Wählen Sie sich für diese eine wirksame Ablenkung, z. B. Laufen oder Schwimmen gehen, 0,5 l Wasser/Kräutertee trinken oder jemanden besuchen.
  • Vermeiden Sie Langeweile und suchen Sie sich für die nächsten Monate Ausgleichstätigkeiten, insbesondere intensiven Sport, aber auch Musik mit Nichtrauchern.
  • Meiden Sie Orte, an denen geraucht wird.
  • Essen Sie bewusst fettarm mit viel frischer Kost und „schüsselweise“ Salaten, da Ihr Appetit steigen wird. Wer Rauchen gegen Adipositas eintauscht, hat nichts gewonnen.
  • Nikotinpflaster (Apotheke) und Nichtraucherseiten im Internet (z. B. www.rauchfrei.de) können Ihnen v. a. in den ersten Wochen beim Ausstieg helfen.
  • Zertifizierte Raucherentwöhnungskurse bieten eine unersetzliche Hilfe.

Quelle: www.text-gesundheit.de

Foto: © nito - stock.adobe

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